Was ist eine Pseudo-McPherson-Vorderachse?

[PinoCChio]

Was ist eine Pseudo-McPherson-Vorderachse?

Die Franzosen (auch Renault/Dacia) verbauen sogenannte Pseudo-McPherson-Vorderachsen. Sind die besser oder schlechter als die typischen Mc-Pherson-Vorderachsen?
Könnten die Pseudos minderwertigere Vorderachsen sein und somit zu Vibrationen im Vorderwagen führen?

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Ein McPherson-Federbein ist zusammen mit dem Querlenker, der Schubstrebe/Stabilisator und der Spurstange ein komplettes Radaufhängungssystem. Es besteht im Wesentlichen aus Feder, Stoßdämpfer und Radlagergehäuse.

Bei einfachen Ausführungen ist nicht nur der untere Federteller, sondern auch das Radlagergehäuse mit dem Zylinder des hydraulischen Stoßdämpfers verschweißt. Verschraubte Radlagergehäuse sind vorteilhafter, da sie das Einstellen des Sturzes ermöglichen.

Der obere Federteller ist in einem Wälzlager an der Karosserie, das Radlagergehäuse in einem Kugelkopfgleitlager im Querlenker gelagert. Bei Lenkbewegungen dreht sich das gesamte Federbein.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/McPherson-Federbein
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Danke und Gruß, PinoCChio

[Stoppi]

Aus dem Citroen-Forum:

"An sich spricht man aber immer bei der Vorderachse von Pseudo - McPherson, weil die Achse Dreiecksquerlenker hat. Eine "echte" McPherson Achse hat schmale Querlenker und die Enden des Stabilisators als Zugstreben ausgebildet."

[PinoCChio]

Ich danke Dir Stoppi - habe den Thread auch im Citroën-Forum gefunden. Schlauer, ob die Pseudos besser oder schlechter sind, bin ich jedoch nicht geworden. Wenn ich jedoch danach google, tauchen die Kleinst- und Kompaktwagen von Peugeot, Citroën und Renault auf.
Das gibt mir zu denken. :(


LG, PinoCChio

[Jakeman]

Könnten die Pseudos minderwertigere Vorderachsen sein und somit zu Vibrationen im Vorderwagen führen?

Grundsätzlich ist eine McPherson Radführung technisch keine besonders gute Lösung. Sie ist in erster Linie ausgesprochen kostengünstig. Der manchmal angeführte Vorteil der geringen ungefederten Massen zieht im Zeitalter der FEM-Optimierten Bauteile nicht mehr.

Bei der McPherson Radaufhängung übernimmt ein FederBEIN die Radführung. Der Begriff FederBEIN wird häufig falsch verwendet und jeder Schwingungsdämpfer mit Feder wird Federbein genannt. Ein Federbein oder Dämpferbein hat immer Radführungsaufgaben, andernfalls handelt es sich um einen federtragenden Dämpfer oder um einen Federdämpfer. Aber diese Begrifflichkeiten sind eher nebensächlich.

Wichtig ist, dass das eingesetzte Federbein Radführunsaufgaben übernehmen muss und somit neben den reinen Feder-/Dämpferkräften auch Querkräfte aus Lenk- und Beschleunigung aufnehmen muss.

Eine McPherson-Achse hat in der Regel einen irgendwie ausgebildeten Lenker, oft ein Dreiecks-Querlenker und eben das Federbein. Fertig ist die Achse.

Die im Federbein aufzunehmenden Kräfte bedingen massivere, schwerere Bauteile im Dämpfer, womit der angesprochene Gewichtsvorteil schnell fraglich wird. Zudem wirken die auftretenden Querkräfte natürlich ungünstig auf das Ansprechverhalten der Dämpfer.

Es wird versucht den Querkräften aus der Fahrzeuglast entgegen zu wirken, in dem die Feder schräg auf das Federbein montiert wird. Darum sind die Federteller am unteren Auge so groß und ragen oft oberhalb über das Rad. Funktioniert aber nur richtig in einem bestimmten Fahrzeugzustand.

Im Grunde ist das alles ein irgendwo fauler Kompromiss, der allerdings erstaunlich gut funktioniert. Höherpreisige Sportwagen (ausgenommen Porsche) vertrauen auf eine Mehrlenkerachse, in der einfachsten Bauform die Doppelquerlenkerachse. Hier sind Radführungsaufgaben und Feder-/Dämpferaufgaben klar den entsprechenden Bauteilen zugeordnet. Besser und teurer, in der Mittelklasse allerdings selten, Honda Accord hat eine z.B.

Nun ist "pseudo" ja mal ein Wort, hinter dem sich alles verbergen kann. Ohne die Achse der 307 zu kennen (ich könnte ja mal bei meinem schauen gehen ) klingt das erstmal so, als hätte man zur Unterstützung des Federbeins irgenwo einen Lenker hingebaut. Was erstmal eine gute Sache wäre.

Wie so oft wird hier von den Marketing-Strategen ein Fachbegriff (McPherson-Vorderachse, muss man haben...) als tolle Lösung vermarktet ohne das wirklich was tolles dahinter steckt.

Die Schwingungen im Vorderwagen die du ansprichst kommen in den allermeisten Fällen aus der Motorlagerung. Angeregt durch einen Impuls von der Strasse schwingt der Motor dann nach und du hast das Gefühl, dass Rad prellt. Ist aber nicht der Fall, es sei denn ein Defekt liegt vor.

Diese Schwingungen sind immer ein Problem, so eine Motorlagerung ist nicht einfach abzustimmen. Das haben auch Autos mit DQL-Achsen

[PinoCChio]

Huiii, sehr ausführlich, sehr informativ - ich danke Dir Jakeman, wieder was gelernt.

Vielleicht sollte ich doch mal die Motorlagerung überprüfen lassen - denn in der kommenden Woche geht mein CC bereits zum dritten mal in die Werkstatt um die unerträglichen Vibrationen beseitigen zu lassen.

Danke und ein schönes Restwochenende,
lg, PinoCChio

[MacBaer]

Wow, ich dachte auch bisher immer, McPherson ist irgendwie modern - dabei ist es anscheinend nur Billigscheiße zwecks Kostenersparnis.

Meiner fährt nach 2x Besuch bei PUG in der Kleyerstraße seit über einem Jahr ruhig - Querlenker getauscht und Räder fein gewuchtet. Kein Zittern mehr zwischen 100km/h - 130km/h.

PinoCChio: ich wünsche Dir sehr, daß Dein Dicker bald wieder rund läuft.

Viele Grüße
MacBaer (man beachte das 'a' zwischen M und c )